Berichte 2017
Erfolgreich imkern mit vitalen Völkern
28. November 2017
Am 28. November 2017 lud der Imkerverein Stauden zu seiner Herbstversammlung in das Sportheim in Langenneufnach ein. Neben dem Bericht aus dem Kreisverband stand die Auszeichnung der diesjährigen 14 Probeimker auf der Tagesordnung. Der Imkerverein Stauden ist damit der nachwuchsstärkste Imkerverein in Schwaben. Im Namen des Vereins bedankten sich Vorstand Otmar Frey und die Imkerpaten Horst Roßmanith und Roland Weis für die rege und interessierte Teilnahme am Probeimkern und wünschten ihnen viel Erfolg für die eigene Bienenhaltung.
Der Imkerverein Stauden wird auch 2018 wieder das Imkern auf Probe anbieten. Termine und Kontaktadressen werden rechtzeitig bekannt gegeben, interessierte Bewerber können sich jetzt schon unter der Telefonnummer 0175/2049619 bei Otmar Frey vormerken lassen.
Im Anschluss daran gab Gastreferent und Fachberater für Bienenzucht in Schwaben, Johann Fischer, in seinem Vortrag einige Antworten auf die Frage, welche Rahmenbedingungen und Kriterien für ertragsstarke und vitale Bienenvölker identifiziert werden können.
Zunächst hat der Standort der Bienen einen großen Einfluss auf die Gesundheit und den Honigertrag. Neben dem zur Verfügung stehenden Angebot an Nahrung und Pollen ist auch das Kleinklima am Standort entscheidend: stehen die Bienen in einer Kältesenke oder auf dem zugigen Rücken eines Hügels, wirkt sich das negativ auf die Volksentwicklung aus. Zudem sind dauerhaft schattige oder vollsonnige Standorte auch ungünstig für eine unproblematische und erfolgreiche Varroabehandlung. Fischer empfiehlt daher, den Standort für seine Bienen bewusst auszuwählen und nach Möglichkeit die Trachtsituation im Umfeld durch den Anbau von Bienenweiden zu verbessern. Auch über die Wanderung mit seinen Völkern sollte der Imker nachdenken, sofern er beispielsweise einen guten Standort für die Überwinterung hat, der sich aber in den Sommermonaten ungünstig hinsichtlich der Trachtsituation zeigt. Und zuletzt sollten Völkermassierungen, also mehr als 10-20 Völker an einem Standort, vermieden werden.
Ein weiteres Kriterium für vitale Bienenvölker ist die Zucht und Selektion einer lokal auf das Klima und die Trachtbedingungen angepassten Biene. Fischer verwies im Rahmen der Zucht auf die idealeren genetischen Bedingungen einer Belegstellenbegattung im Gegensatz zur kaum kontrollierbaren Standbegattung hin. Gute Zuchtvölker sind gut in Honigertrag, Wabensitz, Sanftmut und Varroaresistenz, sie sind schwarmträge und gesund.
Der Schwarmtrieb der Biene sollte bestmöglich kontrolliert und imkerlich gesteuert werden. Abgeflogene Schwärme, die von einem Imker eingefangen und weiter betreut werden, sind ok. Schwärme jedoch, die sich in leerstehenden Beuten oder anderen natürlichen oder künstlichen Hohlräumen wild einnisten, haben durch Gefahren wie die Varroamilbe, die Faulbrut und des Verhungerns kaum Überlebenschancen. Sie sind damit ihrerseits eine Gefahr für andere Völker durch mögliche Reinvasion von Milben und die Übertragung von Krankheitserregern. Schwärme unkontrolliert abfliegen zu lassen ist damit laut Fischer verantwortungslos gegenüber der eigenen Bienen und der anderer Imker.
Auch die imkerliche Tätigkeit hat einen großen Einfluss auf die Bienenvölker. Gefordert wird eine angepasste Betriebsweise, bei der gute Beobachtungen, flexibles Reaktionsvermögen und die Bereitschaft zur regelmäßigen Fortbildung unerlässlich sind. Die Art und der Zeitpunkt von unter anderem Jungvolkbildung, Varroabehandlung und Einwinterung sind entscheidende Faktoren, welche die Gesundheit der Bienen beeinflussen und die Grundsteine für die Volksentwicklung im nächsten Frühjahr legen.
Zu guter Letzt ist die Varroabehandlung ist für Fischer ein Thema, das beherrscht und sorgfältig angewendet werden muss. Ein regelmäßiges Vorgehen gegen die Milbe über das ganze Jahr ist entscheidend für einen geringen Milbendruck und damit vitalere Bienen. Dabei dürfen nur zugelassene Mittel verwendet werden, die bereits auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet wurden. Eine mögliche Rückstandsbildung der angewendeten Mittel in Wachs und Honig soll vermieden werden, um verkehrsfähige Produkte zu erhalten und Resistenzen vorzubeugen. Die rasante Entwicklung der Milben im Bienenvolk muss mittels rechtzeitiger und effektiver Behandlungen gebremst werden. Methoden sind dem Imker genügend an die Hand gegeben: Drohnenbrut schneiden, Brutentnahme, Jungvolkbildung, Varroabehandlungsmittel und mehr. Als Stichtag der Befallskontrolle dient der 1. Juli: Mittels Auszählung des natürlichen Milbenfalls wird der Befallsgrad ermittelt. Überschreitet er den Schwellenwert von fünf Milben pro Tag sollte direkt mit der Sommerbehandlung begonnen werden.
Wer die vorgestellten Rahmenbedingungen und Faktoren in seine Imkerei integrieren kann, kann auf gesunde und ertragsstarke Bienen bauen.
In diesem Sinne wünscht der Imkerverein Stauden allen Mitgliedern, allen an der Imkerei interessierten Menschen und allen Lesern eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachtstage und einen guten Start in das neue (Imker)Jahr 2018!
Die Bienenkugel zu Gast beim Imkerverein Stauden
26. September 2017
Die typische Behausung einer Biene, die Bienenbeute, mit der ein Imker arbeitet, ist meistens quaderförmig und hat sich seit vielen Jahren in der Imkerei bewährt. Es geht aber auch anders, wie Andreas Heidinger im Monatstreffen des Imkerverein Stauden am 26. September präsentierte.
Heidinger, selbst Imker seit 2005, hatte vor fünf Jahren die Idee, seinen Bienen eine kugelrunde Behausung zu konstruieren. Dahinter steckt die Überlegung, dass eine Kugel im Vergleich zu anderen geometrischen Formen gleichen Volumens die geringste Oberfläche besitzt. Dadurch geht weniger Wärme verloren, die Bienen müssen weniger heizen um die Brutnesttemperatur aufrecht zu erhalten und verbrauchen damit weniger Honig. Weiterhin gibt es in der Kugel keine Ecken mehr, in denen vor allem in kühleren und feuchteren Jahreszeiten Luftfeuchtigkeit kondensiert, was die Schimmelbildung fördert. Und nicht zuletzt ist die Bienenkugel ihrer Form nach der Baumhöhle, die seit Jahrtausenden den natürlichen Lebensraum der Biene darstellt, am ähnlichsten. All das solle ein besseres Beutenklima zur Folge haben und damit einen positiven Einfluss auf das Bienenvolk.
Heidinger konstruierte 2012 eine erste Bienenkugel und nahm die klimatischen Bedingungen unter die Lupe. Temperaturmessungen ergaben, dass es in der Bienenkugel geringere Temperaturschwankungen gibt, als in einer quaderförmigen Magazinbeute. Außerdem enthalte der Honig aus der Bienenkugel etwa 1-2 Prozent weniger Wasser.
Um die Luftfeuchtigkeit in der Kugel weiter zu senken, experimentiert Heidinger mit Totholz. Totholz ist Kernholz von Bäumen, die ihren Lebenshöhepunkt überschritten haben und allmählich von innen nach außen absterben. In solchen Bäumen befanden sich früher natürlicherweise die Baumhöhlen, in denen sich die Bienen eingenistet haben. Totholz kann das Eigengewicht an Feuchtigkeit aufnehmen und hat so eine regulierende Funktion. Dies macht sich Andreas Heidinger zu Nutzen und kleidet den Deckel der Bienenkugel mit Totholzscheiben aus. Mit hoher Luftfeuchtigkeit und damit Nässe und Schimmel im Bienenstock habe er seitdem kaum mehr Probleme.
Heidingers Anspruch war es, die Bienenkugel so zu gestalten, dass die Vorteile eines kugelförmigen Brutnests mit dem Funktionsumfang der eckigen Beuten zusammenfallen. So befinden sich im Inneren der Kugel mehrere runde Rähmchen mit den Bienenwaben, was die Entnahme und Kontrolle einzelner Waben gewährleistet. Über eine Öffnung in der Oberseite können im Sommer herkömmliche Honigräume aufgesetzt werden. Auch alle anderen imkerlichen Maßnahmen und Behandlungen wie beispielsweise die Varroabehandlung und die Einfütterung im Spätsommer sind in der Bienenkugel mit den geläufigen und erprobten Mitteln und Systemen möglich.
Laut Heidinger sind die Bienenvölker in der Kugel gesünder, vitaler und friedfertiger. Über den Winter verbraucht ein Bienenvolk in einer Bienenkugel etwa ein Drittel Winterfutter weniger als in quaderförmigen Beuten. Seit 2013 ist die Bienenkugel serienreif, und erfreut sich seitdem stetig wachsender Beliebtheit. Sie ist heute weltweit bereits etwa 300 Mal im Einsatz und wird außerdem in Schulen und Universitäten weiter erforscht.
Wer sich für die Bienenkugel interessiert, der findet im Internet unter www.bienenkugel.de viele weitere Informationen und Bilder rund um diese besondere Behausung.
Gewinnung und Verwendung von Propolis
28. März 2017
Im Monatstreffen am 28. März 2017 erläuterte Referent und Bienensachverständiger Rainer Holzapfel einiges Interessantes rund um das Thema Propolis. Bienen sammeln Harze von Baumknospen, Blättern und Zweigen. Dieses wird zusammen mit Wachs, Pollen und Sekreten der Bienen durchgekaut und dann weiterverwendet. Propolis besteht daher zu 55% aus Harzen, 30% Baumwachs sowie ätherischen Ölen und weiteren Stoffen. Insgesamt umfasst Propolis bis zu 300 Inhaltsstoffe, weswegen es nicht künstlich herstellbar ist.
Den Bienen dient Propolis zur Hemmung und Reduktion von eingeschleppten Bakterien, Keimen, Pilzen und Viren. Dafür überziehen sie Beutenwände, Rähmchen und die Innenseiten der Zellen vor der Eiablage mit einer dünnen Schicht Propolis. Außerdem werden mit Propolis Löcher und Ritzen in den Beuten abgedichtet und Ungeziefer, welches nicht ausgeräumt werden kann, mumifiziert. Pro Saison kann ein Bienenvolk 50-100g Propolis verarbeiten.
Propolis findet weiträumige Anwendungsbereiche in der Veterinär- und Humanmedizin. Zubereitungen aus Propolis unterliegen dem Arzneimittelgesetz, daher ist es für Imker nicht empfehlenswert, selbst Propolisprodukte für den Verkauf herzustellen. Wer sich für den Eigengebrauch dennoch über die Zubereitung von Tinkturen, Cremes oder Salben informieren möchte, dem sei folgende Literatur empfohlen:
- Propolis: Gewinnung - Rezepte - Anwendung, Autor: Klaus Nowottnick
- Natürliche Gesundheit mit Propolis und Co., Autor: Gerd Lächler
- Heilen mit Propolis, Autorin: Eva Marbach
- Sanft heilen mit Honig, Propolis und Bienenwachs, Autor: Stefan Stangaciu